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Grenke Open 2025

Abschlussbericht

Vorbericht: 

Donnerstag, 17.04.2025 - Tausende Schachspieler treffen in Karlsruhe ein, für das seit 2024 wieder gestartete Grenke Open. Das Turnier zählt zu den größten Schachturnieren der Welt, dieses Jahr sind ca. 3000 (!) Teilnehmer angekündigt und damit noch einige Hundert mehr als letztes Jahr. Mit dieser hohen Zahl können höchstens die Schach-Olympiade und das “World Open” in Philadelphia mithalten. Dementsprechend muss logischerweise auch jemand von Taufkirchen vor Ort sein! 

Das Turnier probiert dieses Jahr ein spektakuläres Format aus: Es werden zwei offene Turniere nebeneinander veranstaltet, ein “normales” offenes Schachturnier und ein “Freestyle” Schachturnier; also in der Schach-Variante, in der die Figuren auf beliebigen Feldern der ersten Reihe starten (Auch als “Chess960” oder “Fischer Random Chess” bekannt). Bis zur fünften Runde ist es sogar möglich, zwischen den beiden Turnieren zu wechseln. Der Zeitplan ist mit neun Runden in 4-5 Tagen trotzdem sehr straff. 

Von Taufkirchen sind Philipp, Michel, Simon Eder, Dave sowie der quasi-annektierte Joachim Standhartinger vor Ort. Bis auf den Erstgenannten probieren alle das brandneue “Freestyle” Schachturnier aus. Philipp als langweiliger Schachnerd spielt das normale Open, in einer Wohngemeinschaft mit einigen Freunden aus Regensburg. Ebenfalls vor Ort ist mit Maxi Kreutner ein weiterer Passauer, welcher mittlerweile an der Universität Mannheim promoviert. 

Das Turnier ist nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite wahnsinnig stark besetzt; von der Schachelite sind zahllose Vertreter vor Ort – von den aktuell 33 Spielern über 2700 spielen 19 mit! Von Magnus Carlsen über Caruana und Nepo bis hin zu der “neuen Garde” an Topspielern (Erigaisi,  Aravindh, Sindarov) sind quasi alle vor Ort, nur beispielsweise Hikaru Nakamura und Weltmeister Gukesh fehlen. Auch Lokalmatador Vincent Keymar und der berüchtigte Hans Niemann sind dabei. 

Bemerkenswerterweise spielen die Stars jedoch alle (!) im Freestyle Open. Der Reiz ist für die Topstarts wie für die Amateure verständlich: ein neuer Modus, es gibt (noch) keine Elo zu verlieren und (wohl länger noch) keine Eröffnungstheorie - für Taufkirchen-Spieler bekanntermaßen ein Vorteil. Das Turnier ist insoweit aber auch ein kritischer Test, ob dieses Format – ein offenes Freestyle-Schach Turnier - überhaupt massentauglich ist – von einer falsch aufgestellten Startposition bis zu kniffligen Rochaderegeln und irrationalen Positionen sind viele Ärgernisse denkbar. Ab ca. 2650 Elo sind dann auch Großmeister im offenen Turnier zu finden (z.B. Vitiguov und Shirov), aber die Elite spielt ausnahmslos “Freestyle Chess”. Natürlich auch für die Amateure ein starker Anreiz, so könnte Michel beispielsweise in den ersten Runden einige starke Gegner erwischen. 

Heute Abend ab ca. 18:30 Uhr startet die erste Runde. Philipp wird über das offene Turnier berichten und Michel über das “Freestyle”-Open - wünscht uns Glück! 

 

Donnerstag, erste Runde:

Mit etwas Verspätung um ca. 19:40 Uhr ging es dann los. Das Turnier ist echt ein Erlebnis, es ist unglaublich voll hier. Bereits in den ersten zehn Minuten sind wir Grischuk, Wesley So, Parham Maghsoodloo, Hans Niemann, Shirov (Bh3!), Vitiguov und Javokhir Sindarov über den Weg gelaufen - man kann buchstäblich keinen Stein werfen, ohne einen Super-GM zu treffen. Los ging es dann jedoch recht unspektakulär gegen einen 1900er - das offene Turnier ist in der Spitze nicht so stark besetzt, da die ganz hohen Elos alle "Freestyle" Schach spielen, daher ist Philipp tatsächlich in der oberen Turnierhälfte. Zwei Mal wurde ein großer Vorteil verspielt; der Gegner forcierte dann jedoch einen sehr unglücklichen Turmtausch in ein ganz schlechtes Läuferendspiel, sodass der Pflichtsieg trotzdem eingefahren werden konnte. Keine souveräne Partie, aber das war nach sieben Stunden Anreise wohl auch nicht anders zu erwarten. Michel durfte währenddessen im "Freestyle" Turnier gegen den bekannten Großmeister Viktor "Big Mikh" Mikhalevski spielen, aber davon erzählt er euch lieber selber:

 Wie Philipp bereits prophezeite, kam es bei uns tatsächlich zu "Ärgernisses". Diese sind jedoch nicht am Schachbrett vorzufinden, sondern in der Hotelwahl. Denn das eigentlich gebuchte Apartment war leider schon belegt, weshalb wir spontan in ein anderes umdisponieren mussten! Doch genug mit den organisatorischen Langweiligkeiten - starten wir mit den eigentlichen Sensationen.
Wie aus Philipps Bericht bereits hervorgeht spielen alle anderen Taufkirchner "Anti-Philipp-Schach", darunter Michel und Joachim, die sich zu den ganz "Großen" ins A-Open wagten und Dave und Simon, die versuchen, das B-Open unsicher zu machen.

Wenn wir schon bei den Großen sind, starten wir gleich mit Michels Partie - dieser durfte nämlich gegen einen 2500+ GM ran. Die Partie verlief zwar relativ ruhig, doch die Stellung war so atypisch, dass beide Spieler bereits in den ersten Zügen sehr viel Zeit investieren mussten (mein Gegner verbrauchte bereits für seinen vierten Zug über 40 Minuten seiner Bedenkzeit!). In beiderseitiger Zeitnot wagte mein Gegner ein etwas schwindliges Bauernopfer, nach welchem ich eigentlich besser stehe, doch mit 2-3 Minuten ist die Stellung leider gar nicht so leicht zu behandeln. Ein kurzer Einsteller zugunsten meines Gegners entschied dann unsere hart umkämpfte Partie, wonach sogar der interessiert zuschauende (und teilweise berüchtigte) Jobava seine Gedanken mit uns teilte. Die Analyse im Nachhinein war auch unglaublich spannend und hat mir gezeigt, dass ich bei sehr vielen berechneten Varianten mit den Überlegungen des GMs übereinstimmte.

Joachim hatte auch kein einfaches Los mit seiner IM-Gegnerin. Genau wie bei mir, konnte auch Joachim in einer positionellen Partie ganz gut Schritt halten, bis die Gegnerin eine Drohung aufstellte, die Joachim sofort durschaute, als sie auf dem Brett war! 

Mann glaubt es kaum, aber auch im B-Turnier werden spannender Partien gespielt! David durfte gegen einen jungen Nachwuchsspieler ran. David hat wohl leider etwas zu sehr gefreestyled und fand sich deshalb nach der Eröffnung in einer unangenehmen Stellung. Doch das störte ihn nicht allzu sehr, aber seinen Gegner wohl schon - weshalb er ihm eine Figur "schenkte" - danach war die Stellung nicht mehr so schwierig ;).

Simons Schiedsrichterkurs hat sich ausgezahlt! Er wies die falsche Rochadestellung seines Gegners zurecht, wodurch er eine Figur gewinnen konnte. Jedoch zu kosten wahnsinnigen Gegenspiels, weshalb die Partie zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar entschieden war. Simon konnte das Gegenspiel schlussendlich souverän abwenden und den ganzen Punkte einfahren.

Mit 3 Stunden Schlaf, konnten wir nur noch in unser Hotel taumeln und in die Betten fallen. 

 

Freitag, Runde 2: 

Michel durfte gegen einen erfahrenen 2200+ Spieler mit den schwarzen Steinen ran. Bereits aus der Eröffnung versuchte ich ein Ungleichgewicht zu schaffen, um Gewinnchancen zu ermöglichen. Im Mittelspiel fand mein Gegner jedoch des Öfteren nicht den besten Zug, wodurch ich nach und nach einen Vorteil ausbauen konnte. Als mein Gegner unbeabsichtigter Weise dann den zweiten Bauern einstellte hatte er die Schnauze voll und gab die Partie auf!

Joachim stand lange Zeit gut und hatte seinen Gegner schon fast überspielt, als dieser sich noch in ein Remis-Endspiel retten konnte.

Ein Zeitnotdrama-Deluxe fand heute Vormittag bei Dave statt. Dieser spielte nach eigener Aussage 1 Stunde lang mit 30 Sekunden auf der Uhr! Nachdem er sich etwas zu sehr an die 30 Sekunden gewöhnt hatte, brach er schließlich in einer eigentlich nicht mehr verlierbarer Stellung doch noch zusammen und verlor auf Zeit.

Simons Partie verlief eigentlich ganz ruhig, er konnte jedoch zwischen Zeitnot und Blödsinn die Oberhand gewinnen. 

Weniger ruhig verlief Philipps Partie, dessen Gegner FM Florian Fuchs (2316 FIDE, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Niederbayer!) früh seinen Läufer fing. Dafür musste jedoch der König im Zentrum bleiben und Schwarz konnte einen brachialen Gegenangriff starten. Weiß wurde in 28 Zügen gecrushed - was ein Auftakt in das Turnier!

 

Freitag, Runde 3:

Der straffe Zeitplan forderte Opfer beim Mittagessen - die leckere Mahlzeit musste nämlich in 10 Minuten vernichtet werden, da es keine Kontumazzeit gab!

Ich hatte dieses Mal eine sehr taktisch spannende Partie. Mein IM-Gegner und ich versuchten unser Möglichstes die Stellung richtig zu behandeln. Gefühlt und auch durch die Engine bestätigt hatte ich mehrmals die Möglichkeit einen großen Vorteil aufzubauen, jedoch wurde die Partie wieder in Zeitnot entschieden. (Das Format ist nämlich 90 + 30s/Zug - ohne Zeitgutschrift nach dem 40. Zug!).

Joachim gefiel die ausgeloste Stellung schon nicht und fand sich bereits nach dem zweiten Zug in einer schlechteren Stellung. Seine Gegnerin nutzte ihre Chance perfekt aus und Joachim musste schließlich die Segeln streichen.

Inspiriert von Joachims Stellung, fand sich auch Simon bald in Schwierigkeiten. Die Partie konnte leider auch nicht mehr umgekehrt werden.

Dave kommt gut aus der Eröffnung! Nicht alle von uns sind von der exotischen Stellung irritiert, so konnte David in den ersten Zügen die Partie in die richtigen Fugen leiten. Danach spielte er sauber weiter und konnte als Einziger Taufkirchner in dieser Runde einen Punkt zu unserem Zwischenstand beitragen. 

 Im A-Turnier durfte Philipp nach seinem 2/2 Start gegen IM Ondersteijn (2356 FIDE) spielen. Irgendwann wurde ein 5v5 Schwerfigurenendspiel erreicht, welches objektiv total Remis sein sollte. Philipp hatte jedoch wie Michel damit zu kämpfen, dass es keine Zeit nach Zug 40 gibt, und verlor dann unter den Augen der vielen Zuschauer das Turmendspiel mit zwei Sekunden auf der Uhr nach insgesamt 70 Zügen. Eine extrem bittere Niederlage, aber auch sehr lehrreich.


Runde 4:

Michel hat das Ziel gegen möglichst viele Titelträger zu spielen. Weshalb es ihn sehr freute, dass er gegen GM, IM und nun gegen FM spielen durfte. Doch anders als gegen den GM und den IM hatte er leider heute die ganze Zeit zu kämpfen, um überhaupt in der Partie zu bleiben und ging dann aber eigentlich relativ chancenlos ein.

Auch bei Joachim war der Hund drinnen und auch er konnte nie mehr als einen kleinen Nachteil erreichen. Sein Gegner fand jedoch starke Züge und konnte das Spiel langsam für sich entscheiden.

Dave startete einen ambitionierten Bauerngewinn in der Eröffnung, was sich jedoch als Schuss in den Ofen herausstellte. Auch er konnte leider am Vormittag nicht punkten.

Simon spielte gegen Tigran! - aber nicht der, an den ihr jetzt denkt. Dieser spielte jedoch fast genauso weltmeisterlich und Simon hatte keine Freude bei der Partie.

Ebenso wenig Freude hatte Philipp: Der spielte gegen einen muskulösen Skandinavier - zwar nicht Magnus Carlsen, sondern FM Kenneskog (2278), aber auch ein starker Spieler. Genau wie die Runde davor wurde ein langes Endspiel erreicht, und genau wie die Runde davor knapp verloren. Einziger Trost: Sein Gegner gewann dasselbe Endspiel zwei Runden später auch gegen GM Milov, also einfach ist es anscheinend nicht!

 

Runde 5:

Am Nachmittag starten wir so richtig durch! - oder etwa doch nicht?

Denn Michel, der mit den weißen Steinen voll auf Sieg aus war, hatte das unglückliche Los gezogen, dass sein Gegner nicht zur Partie kam. Als der Schiedsrichter dann zu ihm kam und fragte, ob er den Punkt will oder eventuell doch noch gegen einen anderen Gegner, wollte er unbedingt spielen! Doch leider war sein Gegner der Einzige im Freestyle-A, der nicht kam, wodurch er seinen Punkt wohl oder Übel einfach abholen musste.

Dave hat aus seiner Vormittagspartie gelernt und probierte es nun genau umgekehrt. Ein Bauer ist nichts im Vergleich zu 4 Tempi mehr. Sein Gegner konnte den Entwicklungsnachteil nicht mehr kompensieren.

Simon spielte einfach eine gute Partie Schach. Mit Vorteil aus der Eröffnung, ging er in ein besseres Mittelspiel und konnte schließlich ein gewonnenes Endspiel für sich entscheiden.

Joachim überspielte seinen Gegner aus der Eröffnung und bekam ein verbesserten Italiener. Doch ein taktischer Einsteller im Mittelspiel sollte die Partie zu Joachims Ungunsten drehen. Ein schwarzer Tag für ihn.

Genauso einen schwarzen Tag erwischte Philipps Truppe - am Samstag holten wir kombiniert 1/6 Punkten. Philipp verlor eine ultra-scharfe Najdorf Partie am Nachmittag, die dann ausführlich mit Michel analysiert wurde, mit immer noch keinem klaren Urteil, wer jetzt eigentlich zuerst Matt geht. Auch für den Rest läuft es eher bescheiden. Philipps Zimmergenosse Lennard Uphoff war zum Beispiel als frisch-gebackener Oberpfälzer Meister mit neun Siegen am Stück angereist, wurde dann jedoch von GM Kazakouski gebremst und verlor wie Philipp drei Partien in Folge. Auch Maxi Kreutner im B-Turnier verlor mit einer Weiß-Niederlage jegliche Chancen auf Preisgelder. Ein ganz schwarzer Ostersamstag.

 

Runde 6:

Am Ostersonntag war daher Wiedergutmachung angesagt. Philipp gewann eine unterhaltsame Schwarz-Partie gegen Marco Rolf (2012 FIDE). Normalerweise ist Schwarz gegen solide 1.d4 Spieler recht schwierig, aber in dieser Partie wurde Weiß taktisch komplett massakriert - eine Partie zur Frustbewältigung.

Michel durfte wieder einmal gegen einen FM ran. Die Eröffnung lief auf und ab für beide Seiten, aber Michel konnte erstmals die Oberhand behalten und in ein leicht besseres Endspiel mit Läuferpaar gegen Springer und Läufer abwickeln. Absurderweise hängte er dann durch eine zweizügige Taktik einen Bauern, die er eigentlich die ganze Zeit gesehen hatte, aber unerklärlicherweise einfach nicht verhinderte. Das machte die Situation um einiges schwieriger und der Zeitnachteil gab Michel leider den Rest.

Joachim hatte eine wilde Partie mit einem Damenausflug und späterem Opfer eben jener Figur. Die Stellung war jedoch sehr unklar und beide Spieler einigten sich dann auf ein friedliches Remis.

Nach einigen Runden gewöhnt sich David so langsam an das neue Freestyle-Format und konnte in dieser Runde sogar mit Vorteil aus der Eröffnung kommen. Sein Gegner lies immer wieder taktische Motive zu und nach mehrmaligem Betteln darum, klatschte Dave die Figur rein und killte seinen Gegner.

Simon kam super aus der Eröffnung, attackierte den Gegner gekonnt und in einem stürmischen Blitzkrieg ging schon eine gegnerische Figur und in der Folge auch die Partie verloren. Für die ganze Partie brauchte Simon nämlich nur ca. 30 Minuten und hatte danach Zeit die schöne Altstadt zu begutachten.

 

Runde 7:

Michel musste in dieser Runde unbedingt wieder gewinnen und Frust abbauen. Gegen einen Elo-schwächeren Gegner lief es gleich wieder viel besser und er konnte die Partie souverän für sich entscheiden.

Joachim war noch immer mit den Gedanken bei der Vormittagspartie und deshalb verlief die Partie leider relativ einseitig.

Dave hatte eine sehr interessante Eröffnungsstellung am Brett, welche er etwas besser als sein Gegner behandelte. Im Mittelspiel stellte er einen Bauern ein und gab den Vorteil dadurch ab, jedoch verzettelte sich sein Gegner beim Angriff auf Davids König und die Dame setzte sich selber Matt - ein weiterer Sieg für Dave!

Simon konnte direkt aus der Eröffnung zwei Bauern gewinnen, übersah aber leider später eine giftige Drohung, welche ihm auch die Partie kostete.

Philipp bekam einen sehr undankbaren Gegner - ein 15-jähriges israelisches Kind mit einer sehr niedrigen Elo und einer sehr hohen Performance. Kinder sind einfach harte Gegner heutzutage, und so lief es auch diese Partie - Schwarz lieferte eine unglaublich starke Partie ab und gewann verdient - keine Chance.

 

Runde 8:

Der letzte Tag ist angebrochen! Ostermontag, und viele Schachspieler sind bereits mit ihren Koffern am Spielort und fahren nach der achten oder neunten Runde heim. Ausnahmsweise war Philipp mal als Erster fertig. Der Gegner war wieder ein Teenager, diesmal jedoch "nur" mit 2023 Elo. Diesmal lief die Partie auch wieder normal; Weiß verlor in einer sehr komplizierten Open-Sicilian-Position die Übersicht und eine Figur. Philipp behält damit seinen Rhythmus "Mit Schwarz easy gewinnen und mit Weiß hart kassieren" bei.

Die achte Runde fiel leider etwas bescheiden für uns aus.

Michel hatte eigentlich eine komplette Gewinnstellung, schaffte es aber diese wieder in ein Remis-Endspiel zu verbaseln und schließlich fiel ihm dann auch noch die Zeit in komplett ausgeglichener Stellung. 

Joachim hatte leider einfach kein gutes Turnier erwischt und ihm fehlte an diesem Tag dann auch ein bisschen die Motivation die Partie richtig ernst zu nehmen.

Dave versuchte sich mit einer wilden Eröffnung, die aber komplett nach hinten losging, weshalb auch er nach nicht allzu langer Zeit die weiße Fahne hissen musste.

Einzig alleine Simon konnte die 0 Punkte für uns verhindern und schaffte einen starken Sieg mit den schwarzen Steinen.

 

Runde 9:

Michel, der noch immer mit der letzten Partie und seit Vormittag auch mit Halsschmerzen zu kämpfen hatte, musste mit Schwarz gegen einen leicht Schwächeren nochmals alles geben. Die Stellung wurde sehr schnell mega kompliziert, doch Michel rechnete besser als sein Gegner und kam in ein Endspiel mit Qualität mehr. Dieses stellte sich jedoch als unglaublich schwer raus und mit der Zeit war gar nicht mehr klar, wer hier am Drücker ist! Schlussendlich stellte Michel leider die Partie in Zeitnot wieder ein Mal unglücklich ein. 

Joachim hatte in der letzte Runde spielfrei. Durch die anstrengenden letzten Tage und den Ergebnisse, die leider nicht die selbst gesetzten Ziele widerspiegelten, machten dies jedoch erträglich für ihn.

Dave bekam in der letzten Runde auch nochmals eine drauf. Man merkt einfach dann schon, dass so ein 9-Runder einfach an unseren Kräften zerrt. 

Simon hatte zwar im Endspiel eine Qualität mehr, jedoch war es sehr schwierig Fortschritte zu machen, weshalb die Partie in einem friedlichen Remis endete.

Auch Philipp hatte nochmal einen versöhnlichen Turnierausklang, mit einer sehr einseitigen Igel-Partie gegen eine junge Serbin; ausnahmsweise mal ein Sieg mit Weiß.

Den Sieg im A-Turnier sicherte sich der 16-jährige IM Aswath mit 8/9 Punkten vor Dutzenden starken Großmeistern und holte seine erste GM-Norm - natürlich aus Indien. Erwähnenswert aus deutscher Sicht ist vor allem, dass der 17-jährige IM Leonardo Costa mit 6,5/9 Punkten wohl seine dritte GM-Norm und damit den Titel klar machte - neue Großmeister hat Deutschland im Gegensatz zu Indien nicht so ultra oft.

Den Sieg im wesentlich stärker besetzten Freestyle-Schach holte sich selbstverständlich Magnus Carlsen mit unfassbaren 9/9 Punkten nach einem Sieg gegen Vincent Keymar in der letzten Runde; eine weitere unglaubliche Leistung vom vermutlich besten Schachspieler aller Zeiten. Auf Platz 2 und 3 landeten Parham Maghsoodloo und Andrey Esipenko mit jeweils 7/9 Punkten. Für eine Reihe Super-Großmeister lief das Experiment mit dem neuen Turnier-Format aber nicht so gut, beispielsweise Nepo (Platz 26) und Hans Niemann (Platz 34) enttäuschten, und das, obwohl Letzterer mit seinem Coach, dem berüchtigten Vladimir Kramnik, vor Ort war.

 

Zusammenfassung:

Michel:

Nach den neun Runden Freestyle-Schach bin ich ehrlich gesagt nun sehr erschöpft und freue mich auch ein bisschen, morgen einen relativ ruhigen Tag zu haben. Jedoch soll nicht unerwähnt gelassen werden, dass mir das Turnier und auch das Format extrem viel Spaß gemacht hat. Auch die Organisation war extrem gut gemacht und dafür, dass 3000+ Personen dabei waren, waren wirklich nur ganz wenige Vorkommnisse. Außerdem habe ich so viele Super-GMs nun endlich mal in real life gesehen ;). Doch das Wichtigste ist eigentlich, dass ich eine angenehme Zeit und viel Spaß mit meinen Begleitern (David, Simon und Joachim) hatte und mich schon auf unser nächstes gemeinsam Turnier freue :). Wenn es sich zeitlich ausgeht, möchte ich auf jeden Fall nächstes Jahr auch wieder beim größten Schachturnier Europas dabei sein und werde (natürlich!) wieder Freestyle Schach spielen!

Philipp: 

Ein sehr spannendes Turnier und eine wahnsinnige Erfahrung, bei dem vielleicht größten Schachturnier der Welt dabei zu sein. Die Organisation wurde insgesamt stark bewältigt. Ob das Experiment, ein offenes Freestyle-Schach-Turnier durchzuführen, geglückt ist, bleibt abzuwarten - es ist schon auffällig, dass die Amateur-zu-Titelträger-Dichte beim offenen Turnier ganz anders verteilt ist als beim Freestyle-Turnier; Letzteres scheint eher die höheren Elos anzulocken.

Für mich war es nach dem guten Start insgesamt noch ein ordentliches Turnier mit kompromisslosen fünf Siegen und vier Niederlagen. Das Turnier ist mit vier Doppelrunden aber auch einfach hart, beispielsweise Schachlegende Alexei Shirov hatte mit 5,5/9 nur einen halben Punkt mehr als ich. Auch im Übrigen hatten viele meiner Freunde mit den starken jungen Gegnern und dem straffen Zeitplan zu kämpfen. Trotzdem ein Turnier, das man die nächsten Jahre definitiv nochmal spielen kann - jedoch weiterhin ganz langweilig im normalen Schach.

Biedenkopf Philipp Tischler Michel Eder Simon Schopf David

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