Oberbank-Challenger-Open 2025: Landesmeisterschaft in beeindruckendem Rahmen
Die diesjährige Oberösterreichische Landesmeisterschaft wurde in das hochkarätig besetzte Oberbank-Challenger-Open 2025 eingebettet – ein großartiges Event, das gleich mehrere wichtige Bewerbe unter einem Dach vereint: Neben der Landesmeisterschaft werden auch die Frauenstaatsmeisterschaft und das Qualifikationsturnier zur Staatsmeisterschaft 2026 ausgetragen. Gespielt wird im Oberbank-Forum Linz, einem hellen, großzügigen und klimatisierten Turniersaal – perfekte Bedingungen für konzentriertes Schach auf höchstem Niveau.
Als besonderes Highlight findet parallel auch die Staatsmeisterschaft 2026 statt – ein Rundenturnier mit zehn Teilnehmern, das die Atmosphäre zusätzlich aufwertet.
Für den Schachklub Taufkirchen sind Benedikt Kuran, Michel Tischler und Didi Hiermann (also ich) am Start. Nach der feierlichen Eröffnung durch ÖSB-Präsident Michael Stöttinger und der Vorstellung aller Staatsmeisterschaftsteilnehmer ging es ans Eingemachte – oder besser gesagt: an die Bretter.
Runde 1
Leider verlief der erste Turniertag für unser Team nicht ganz nach Wunsch.
Benedikt traf auf den favorisierten Franz Rechberger und erfüllte souverän seine Ergebniserwartung, leider war die Erwartung ein Sieg von Franz.
Michel bekam es mit unserem LV-Kollegen und Webmaster Dmitriy Purgin zu tun. Er bereitete sich gewohnt akribisch vor, kannte die Eröffnung in- und auswendig und stand nach wenigen Zügen klar besser. Doch im Mittelspiel verbrauchte er viel Zeit, um den Vorteil zu verwalten – in der Zeitnotphase kam es dann zur Wende. Ob Michel aus Respekt vor Dmitriy, der möglicherweise bald sein Professor wird, ein wenig zurückschaltete, oder ob ihm schlicht ein Fehler unterlief? Man weiß es nicht. Fakt ist: Die Uhr war erbarmungslos. Böse Zeitnot, böser Zug.
Ich selbst fand meinen Schachrhythmus noch nicht. Mein Spiel war fahrig, unpräzise und einfach nicht auf der Höhe des Geschehens. Trotz einiger Chancen reichte es am Ende nur zu einem Remis durch Zugwiederholung. Kein Ergebnis, das zufriedenstellt – besonders nicht, wenn man ambitioniert ins Turnier startet.
Ein schwarzer Tag für unser Team – und das nicht nur wegen der Farbe unserer Figuren. Aber: Morgen ist ein neuer Tag, neue Chancen, neue Züge! Wir bleiben dran – und werden weiter berichten. Vielleicht folgt ja der große Taufkirchner Befreiungsschlag!
Runde 2 – Spannender Turnierverlauf zeichnet sich ab
Nach zwei gespielten Runden in der Staatsmeisterschaft bleibt es hochspannend: Kein einziger Teilnehmer konnte bislang mehr als 1,5 Punkte erzielen – das verspricht einen ausgeglichenen und umkämpften Turnierverlauf!
Im Challenger-Turnier kam es zu einer besonders interessanten Begegnung: Michel durfte mit den weißen Steinen gegen das Schach-Urgestein Günter Höbarth antreten. Dessen kreative, aber objektiv fragwürdige Eröffnungswahl wusste Michel konsequent zu bestrafen – ein "easy win", wie er es selbst treffend formulierte.
Weniger Glück hatte diesmal Beni mit seiner Auslosung. Gemäß dem Schweizer System traf er in Runde zwei auf einen Spieler mit null Punkten – allerdings nicht etwa auf einen unterlegenen Gegner aus der ersten Runde, sondern auf den starken Tumur-Ochir Duluu, einen sympathischen jungen Mongolen aus Kapfenberg mit einer Elozahl von 2160. Der Favorit wurde seiner Rolle gerecht, auch wenn Beni großartiges Gegenspiel lieferte.
Ich selbst hatte heute Gelegenheit, die gestrige Niederlage von Michel besser einzuordnen – sein Gegner Dmitriy spielt eindeutig stärker, als es seine Elozahl vermuten lässt. Auch ich musste mich in dieser Runde ordentlich strecken, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Erst eine kleine Ungenauigkeit von Dmitriy in akuter Zeitnot eröffnete mir eine Chance – und ich konnte zeigen, dass zwei Randbauern schneller sind als ein Springer.
In Summe konnten wir die Punkteausbeute für Taufkirchen heute also deutlich verbessern – und wir sind sicher: Da geht noch mehr!
Runde 3 – Mehr geht einfach nicht!
Was für ein Spieltag für Taufkirchen! In der dritten Runde gelang uns ein perfekter Durchgang: Drei Spieler – drei Siege. Mehr geht wirklich nicht!
Ich selbst durfte gegen Altana, die sympathische junge Freundin von Großmeister Valentin Dragnev, antreten. Sie zeigte sich kämpferisch, erlaubte mir aber schon in der Eröffnung einen kleinen Vorteil. Trotz des frühen Rückstands verstand sie es hervorragend, Druck aufzubauen, meinen König ins Visier zu nehmen und nach aktivem Gegenspiel zu suchen. Doch meine Stellung blieb solide – die Festung hielt, und der volle Punkt ging an Taufkirchen.
Michel bereitete sich besonders gewissenhaft vor: Er holte sich telefonisch Eröffnungstipps vom erfahrenen Rudi Bittner. Allein das hätte fast schon für den Sieg gereicht. Doch Andreas Stallmann erwies sich als findiger Gegner – er wich Rudis Varianten geschickt aus, womöglich sogar unbewusst, und lieferte eine starke Partie ab. Das Endspiel war lange unklar, doch am Ende überschritt Andreas die Bedenkzeit. Punkt für Michel – und wieder Taufkirchen.
Beni bekam es mit Dr. Robert Heumel vom traditionsreichen SK Vöest Linz zu tun – erstmals in diesem Turnier ein Gegner, dessen Elozahl nicht mit einer „2“ beginnt. Beni ließ sich nicht zweimal bitten. Mit seinem gewohnt aktiven Spiel war er heute sogar der Erste, der seine Partie erfolgreich beenden konnte. Der dritte Punkt – die Kür des perfekten Spieltags.
Jetzt gilt es, diesen Lauf zu halten. Drei Punkte pro Runde – das bleibt unser Ziel!
Runde 4 – Zwei von Drei
Der Versuch, meine Teamkollegen zum Schreiben zu motivieren, ist bislang gescheitert. Aber ich bleibe dran – ganz wie im Schach: Nur weil etwas nicht sofort funktioniert, wirft man nicht gleich das Handtuch. Eine passende Überleitung zu meiner eigenen Partie des Tages: Auch die lief anfangs überhaupt nicht nach Plan.
Mangels Vorbereitung griff ich aus reiner Bequemlichkeit zu einer alten – aber leider zweifelhaften – Variante. Die Quittung kam prompt in Form einer miserablen Stellung. Doch wie gesagt: Aufgeben ist keine Option. Mit zäher Verteidigung und einer Portion Glück konnte ich die Partie schließlich noch drehen. Happy End!
Michel war deutlich besser vorbereitet – und das nicht nur auf dem Papier. Schon auf der Anreise schwärmte er von seiner Vorbereitung, und tatsächlich spielte sein Gegner im Turnier genau die analysierte Variante. Michel nutzte die Gelegenheit souverän und landete einen klaren und schönen Sieg.
Beni erwischte erneut einen sehr starken Gegner. Auch er kämpfte tapfer und hoffnungsvoll – leider diesmal ohne zählbaren Erfolg. Aber wir sind überzeugt: Morgen schlägt Beni zurück. Wir geben die Hoffnung nicht auf!
Runde 5 - Zwei von Drei
Benedikt schlägt zurück! Hier endlich ein weiterer Berichtschreiber...
Wenn wir das Schlagtempo halten können, sind wir insgesamt hocherfreut.
Heute haben wir es im Detail so angelegt: Didi durfte ganz weit vorne üben... GM Hertneck hatte heute zu große Schuhe.... Didis Kurzkommentar auf die Frage: "wie lief's?" Antwort: "kurz und schmerzlos..."
Dafür ging es mir (fast) am anderen Ende des Challenger-Opens umso besser mit meinen Schuhen: außer meinem akademischen Titel konnte ich schachlich nur mit riesigem ELO-Vorsprung aufwarten, "große Schuhnummer", also die Zwangslage der "Pflicht". Der Auftakt gelang aber so maßgenau, dass ich schon ab dem 7. Zug nur mehr riesigen Vorteil zu verwalten hatte: die Dame verlor die Dame, der Rest war - trotz ihres beachtlich guten Gegenspiels(!) eine kleine Konzentrationsübung und Erfahrungsaustausch.
Bleibt nur noch Michel: der Herr Professor Lukas lobte seine Machtdemonstration: "Sehr ordentlich gespielt"! Schlusspunkt für heute.
Damit tauschen unseren vorne mitspielenden Cracks die Tabellenränge. Michel wird morgen ganz hoch oben Ausschau nach reifen Trauben halten dürfen und Didi nimmt neuen Anlauf auf die Großtitelträger. Ich bleibe in der Beobachterrolle und schaue, was sich im 3. Drittel so abspielt. Liebe Grüße - und nicht vergessen: Schuhe putzen und Daumen halten!
Runde 6 - Glück und Unglück
Heute musste Michel mal was von unseren Ergebnissen berichten, um auch seine Sicht der Dinge zu schildern :).
Am schnellsten war Kuran mit seiner Partie fertig - Didi meinte, dass er zwischenzeitlich mal eine passable Stellung erreicht haben soll. Irgendwann sind jedoch kleine Löcher in der Königsstellung entstanden und schlussendlich waren die gegnerischen Figuren am Königsflügel und der elostärkere Gegner leider einfach zu übermächtig!
Didi selbst spielte "aus Bequemlichkeit", wie er selbst sagte, eine Variante, die er schon sehr häufig am Brett hatte, weshalb sich sein Gegner gut darauf vorbereiten konnte. Doch Didi kriegt man nicht so leicht unter! Auch wenn er scheinbar eher wenig Zeit für seine Züge verwendete, spielt er halt immer noch wie ein FM (zumindest meistens ;) ) und brachte seinen Gegner in die Situation, dass dieser selbst in besserer Stellung Remis bot, welches dann auch angenommen wurde.
Die Vorgabe von Rudi vor der Runde waren 2,5 Punkte, weshalb ich selbst natürlich auf Sieg spielte! In einer zweischneidigen und scharfen Eröffnungsvariante durfte ich mich mit unserem allbekannten FM Sandhöfner messen. In Zeitnot meinerseits hatte ich jedoch den Eindruck, dass dieser ein bisschen an Präzision vermissen ließ, wodurch ich nach dem 40. ein gewonnenes Endspiel mit Materialverteilung: Dame + 2 Bauern vs 2 Türme nach Hause fahren konnte.
Leider hat es jedoch trotzdem ganz knapp nicht für die 2,5 Punkte gereicht, weshalb wird das ganz einfach (hoffentlich) in der nächsten Runde nachholen werden!
Runde 7 - Hier ists wieder nur bei 1,5 geblieben
Dieses Mal war Didi der Erste von uns, der seine Partie beenden konnte. "Beenden konnte", triffts vielleicht nicht ganz, denn sein Gegner - der sympathische junge Frankenburger Michi Wimmer - und er kamen zu einer Stellung, bei der die Zugwiederholung zumindest von Didis Seite nicht verhindert werden konnte. Doch der halbe Punkt sei ihnen beide vergönnt und in der nächsten Runde starten sie wieder voll durch.
Michel durfte sich, auf Brett 2, gegen GM Hertneck messen und bekam zu spüren, warum Didi gegen eben jenen Gegner verloren hatte. Obwohl Michel nach der Eröffnung schon klar besser stand, traute er sich leider nicht, die schärfste Variante zu spielen und spielte einen passiven Zug, welcher jedoch gnadenlos bestraft wurde. In der nächsten Runde wird dann aber wieder gepunktet.
Kuran hatte eine etwas leichtere Auslosung als Michel und durfte gegen Spitzl Robert, mit den weißen Steinen, sein Können unter Beweis stellen. Nach der Partie kam er kurz zu mir und meinte "für den Bericht - ich hab gewonnen ;) ". Also weiter so.
Runde 8 – Schnell, verrückt und schön
Da Beni ohne Laptop angereist ist und Michel seinen wohlverdienten Schlaf nachholen muss, übernehme ich (Didi) wieder mal die Berichterstattung.
Die Partien von Beni lassen sich derzeit recht einfach zusammenfassen: Ist er Favorit, gewinnt der Favorit. Ist er Außenseiter – gewinnt ebenfalls der Favorit. So auch gestern: Harald Winkler war nominell überlegen, und dementsprechend endete die Partie rasch – und erwartbar.
Michel traf auf Thomas Bauer. Der Verlauf der Partie war fast schon prophetisch – unser Freund Florian hatte ihn im Vorfeld so vorausgesagt: "Thomas will unbedingt gewinnen. Statt einfach Material zu nehmen, sucht er das Matt. Wenn er es nicht findet, geht die Partie schief." Und genauso kam es – zumindest fast. Thomas fand sogar mehrere Mattkombinationen, entschied sich dann aber ausgerechnet für die, die keines war. Der König hatte noch ein Feld!
Das Publikum war begeistert – keine andere Partie zog so viele Zuschauer in ihren Bann. Das Mittelspiel war hochkompliziert, mündete aber schließlich in ein klar gewonnenes Endspiel für Michel. Doch natürlich konnte die Partie so nicht einfach enden! Es lag nun an Michel, für zusätzliche Spannung zu sorgen – was ihm auch gelang. Nach der verpassten Chance war das Endspiel „Läufer und zwei Bauern gegen drei Bauern“ objektiv nicht mehr zu gewinnen. Der König stand zu weit weg, und der Randbauer hatte die „falsche Farbe“ – ein klassisches Lehrbeispiel. Unsere beiden Schachtrainer kannten das natürlich, und irgendwann dämmerte es auch den Zuschauern. Wobei viele meinten: „Ich versteh zwar nicht, was da gespielt wird, aber spannend war’s auf jeden Fall!“
Ich selbst durfte endlich wieder eine schöne Partie spielen. Mit Florentin Stickler saß mir eines der größten österreichischen Nachwuchstalente gegenüber. Also beschloss ich, klassische Theorie zu meiden. Nach wenigen Zügen stellte ich fest, dass neben mir Luki Breneis exakt die gleiche Stellung am Brett hatte – allerdings aus einer anderen Zugfolge. Unsere Gegner verfolgten jedoch unterschiedliche Ideen. Florentins Plan stellte sich dabei als etwas optimistisch heraus. Nach einer strategischen Ungenauigkeit geriet er rasch in taktische Schwierigkeiten.
Mehr möchte ich dazu aber nicht verraten – diese Motive landen demnächst in unserem Kindertraining, und da wäre es schade, die Lösung jetzt schon zu verraten.
Runde 9 - Alles auf Anfang
Für die letzte Runde hatten wir uns nochmals hohe Ziele gesteckt. Aber leider endete diese ebenso wie Runde 1. Ein mickriges Remis war die Ausbeute für drei Partien. Beni blieb seinem Muster treu und überlies den Punkt dem Elostärkeren. Michels Gegner hat ein sehr flexibles Eröffnungsrepertoire, er spielt eigentlich alles. Da war die Vorbereitung für Michel schwer bis unmöglich. Am Ende ging auch hier der Punkt an den Gegner. Ich spielte gegen einen jungen Ukrainer. Ein sympathischer Bursche, aber die Elozahl war komisch. 1986 Elo aber 6 Punkte aus 8 Runden. Das Bild passte nicht. Die Erklärung war, er lebt seit 2 Monaten in Wien und hat eine neue nationale Elo bekommen. International hat er keine Zahl, weil er in der Ukraine keine Gelegenheit für internationale Partien hatte. Aber seine nationale Zahl in der in der Ukraine liegt bei ca. 2300. Also ein starker Gegner. Dennoch opferte ich unerschrocken eine Qualität und ärgerte mich dann über einen Rechenfehler. Aber die Partie bliebe spannend. Mit Springer und Bauer für den Turm konnte ich eine Struktur herbeiführen, welche mir ausreichend Kompensation für das geopferte Material gab und so zum Remis führte.
Die abschließende Zusammenfassung unserer Leistungen zeigt für Beni ein eher farbloses Bild. Alle Spieler mit weniger Elo als er selbst wurden besiegt. Remisen gab es keine. Rang 82 als Startnummer 78. Solide aber ohne Höhepunkte.
Michel stolperte mit einer Niederlage ins Turnier und spielte dann groß auf. 5 Siege in Folge brachten ihm einen satten Elogewinn. In den letzten drei Runden folgte dann noch ein Remis. Rang 23 als Startnummer 30 ist eine deutliche Verbesserung und brachte Michel auch noch einen Ratingpreis ein. Unmittelbar hinter Michi Wimmer konnte er noch den Preis für Rang 4 in der Wertung unter 2100 Elo abholen.
Ich (Didi) spielte ein eher unauffälliges Turnier. Trauriger Höhepunkt war der schnelle Schiffbruch gegen GM Hertneck, aber dies blieb erfreulicherweise meine einzige Niederlage, welcher ich noch 4 Unentschieden und 4 Siege hinzufügen konnte. Damit erreichte ich, als Startnummer 14, den Rang 16. Leider zu wenig um ein Preisgeld zu bekommen, aber gut genug um für Michel ein Vorbild zu sein!
Landesmeister wurde Lukas Leisch und bei den Staatsmeisterschaften siegten Dominik Horvath und Veronika Exler.
Herzlichen Glückwunsch an die Sieger und Herzlichen Dank an die Organisatoren. Es war ein tolles Turnier!
Link zur Staatmeisterschaft - Link zum Oberbank-Challenger-Open
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